„Eine gute Führungskraft zeichnet sich heute dadurch aus, mit dem Team bestmöglich zusammenzuarbeiten und dabei auch noch Spaß zu haben. Es geht nicht mehr darum, der oder die Beste in einem Bereich zu sein. Diese Informationsbuchaltung brauchen wir nicht mehr“, sagt Sabine Bendiek, Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland bei der #futurework19. BÄM!
„Früher definierte sich eine Führungskraft über die Größe des Teams. Heute geht es um Möglichkeiten der breiten Zusammenarbeit über Hierarchieebenen hinweg. Dafür braucht es Vertrauen“, meint sie weiter. Es ist nicht mehr die Aufgabe, Infos von oben nach unten zu verteilen, sondern Mutmacher und Motivation für das Team zu sein, um auch Neues ausprobieren zu können.
„Die größte Herausforderung ist es, das mittlere Management mitzunehmen“, fügt Angelique Renkhoff-Mücke hinzu. Sie ist Vorstandsvorsitzende der Warema Renkhoff SE. Christoph Bornschein von der Agenturgruppe „Torben, Lucia und die gelbe Gefahr“ hadert hingegen mit dem noch vorherrschenden gesellschaftlichen Betriebssystem, das für die digitale Arbeitswelt nicht ausgelegt ist und sich dringend ändern muss: „Dafür braucht es mehr als dieses neue Gaga-Gesetz von Hubertus Heil!
Ziemlich kurz entschlossen habe ich mich auf den Weg nach Berlin gemacht. Zur „futurework19“ im und um den Gasometer. Was mich erwartet? Eine mitreißende Reise durch verschiedene Panels und Gespräche zum Thema „Arbeitswelt der Zukunft“.
„Deutschland muss eine lernende Nation werden!“
Schon der Hammer-Auftakt durch Schachweltmeister Garry Kasparow überzeugt mich. „I believe the future is still human“, sagt er. Denn wenn wir kreativ sein wollen, müssen wir Fehler akzeptieren. „Don’t let optimization become the enemy of innovation“, warnt er und fügt hinzu: „You cannot beat them – join them“, und meint damit die künstliche Intelligenz. Schon 2013 hat er etwas gesagt, was heute gültiger ist denn je: You can’t change your hardware, that’s your DNA. But you can definitely upgrade your mental software by questioning & learning every day.“
Janina Kugel, Chief Human Resources Officer und Vorstand Siemens, pflichtet ihm bei und kritisiert, dass Deutschland immer so wahnsinnig voll Angst sei, wenn es darum geht, Veränderungen voranzutreiben. Sie fordert: „Deutschland muss eine lernende Nation werden, damit Digitalisierung gelingt. Wir müssen Leute nicht nur upskillen, sondern auch reskillen!“
„Ich muss Mentor sein und Coach, nicht Entscheider. Wenn ich immer noch meine, ich sei der Beste, um alle Entscheidungen zu treffen, habe ich verloren“, sagt Markus Köhler, Senior Director Human Resources und Mitglied der Geschäftsführung bei Microsoft Deutschland. Dass das Vertrauen und Mut erfordert ist selbstverständlich. „Es braucht unglaublich viel Mut vom Management. Das bedeutet absoluten Kontrollverlust zu akzeptieren und Mitarbeiten für ein Thema volle Entscheidungsgewalt zu geben. Und auch, wen man es komplett anders gemacht hätte, es akzeptieren und laufenlassen“, sagt Ulrich Huggenberger, Gründer und CEO der XITASO GmbH. Immer wieder geht es um die Führung, die sich verändern muss, damit Unternehmen nicht auf der Strecke bleiben. „Ja, aber es setzt auch eine immense Energie frei. Es ist wie eine Reise, Mit einem kleinen Schritt beginnen, Mitarbeitern vertrauen und Mut haben“, sagt Köhler.
Veränderungen in individuellem Tempo
Was ebenfalls immer wichtiger wird, ist das Netzwerken. Hier kommt das Lernen wieder ins Spiel. Katrin Thieme-Wagner von der Haufe-Akademie sagt, dass die Investitionen der Unternehmen in informelles Lernen gesteigert werden müssen. „Es geht um das voneinander Lernen“, betont sie und kritisiert, dass immer noch 80% für formelles Lernen wie Seminare ausgegeben wird. Katharina Krentz, New Work and Collaboration Consultant und Working Out Loud Coach bei Bosch unterstreicht, wie wichtig es ist, Individuen eine Stimme zu geben. Jeder sollte Veränderungen in seinem Tempo ausprobieren können wie z.B. bei „Working out Loud“ vorgesehen.
Ich hole mir ein Eis, chille ein paar Minuten in einem Liegestühlchen, tausche mich aus, horche bei LinkedIn rein und in zwei andere Vorträge und setze mich dann ins Panel mit Christian Lindner, Helge Braun (Chef des Bundeskanzleramtes), Gabriele Fanta (Sixt) und Martin Seiler (Deutsch Bahn). Diese Runde ist die einzige, die ich mir wirklich hätte sparen können. Denn mehr als Sprüche und ein bisschen heiße Luft empfinde ich dort nicht, eher Sorge um die digitale Zukunft Deutschlands. Sorry, aber das empfinde ich auch mit etwas Abstand noch so.
Knirschen in konservativen Organisationsstrukturen
Mein Fazit: Tolle Veranstaltung, spannende Themen, inspirierende Botschaften, die sich hoffentlich schnell verbreiten. Denn, und da waren sich alle einige an diesem Tag: Konservative Führungsmodelle, die mit Hierarchien und Informationsvorsprung arbeiten, sorgen schon heute für ein Knirschen in Unternehmensstrukturen. Und das wird mit Sicherheit nicht leiser.
Danke, #futurework19
Danke an Microsoft und die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände für so viel fantastischen Future Work Input!
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