Starke Veränderungen sind immer auch eine Chance, Dinge zu überdenken. Etwas anders zu machen. Situationen, in denen das Totschlagargument „Das haben wir aber immer so gemacht“, plötzlich nicht mehr greift. Zum Glück. Eigentlich könnte nichts fataler sein als nach herausfordernden, bahnbrechend etwas durcheinanderwirbelnden Situationen zu dem zurückzukehren, was und wie es vorher war.

Wertvolle Online-Erkenntnisse

Niemand hätte wohl vor etwas mehr als zwei Jahren gedacht, dass eine Pandemie auf uns zurollt, die unser Leben verändern würde. Plötzlich keine Veranstaltungen mehr in Präsenz mit vielen Menschen besuchen zu können, hat uns alle kalt erwischt. Komplett auf digital umzuschalten, sich in gefühlt zwei Millionen neue Tools mit unterschiedlichen Funktionen einzuarbeiten, neue Tools zu bauen, Interaktion möglich zu machen. Auch online. All das haben wir gelernt. Mehr oder weniger mühselig, aber durchaus auch mit einem Augenzwinkern, wenn wieder mal jemand nicht zu hören war, Kinder durchs Bild liefen, die Katze die Tastatur bediente Anfangs war es in der Tat ruckelig, nicht nur, was Internetbandbreiten betraf. Doch schnell zeigten sich auch kleine Vorteile, gepaart mit wachsender Routine.

Online und Präsenz als Mischung

Und jetzt? Alles auf Anfang? Ich glaube, das wäre nicht der richtige Weg. Zumindest ist das meine persönliche Sichtweise. Hybrid, online, in Präsenz – als wechselnde Mischung vielleicht? Das wäre doch eine gangbare Lösung, die nicht nur den Umweltgedanken mit einbezieht. Von den Benzinpreisen ganz zu schweigen. Und vor allem ermöglichen andere Lösungen als reine Präsenzveranstaltungen es auch denjenigen, daran teilzunehmen, die sonst gar nicht dabei sein könnten.

Wir sind uns einig, dass Präsenzveranstaltungen wichtig sind. Vielleicht jedoch nicht immer, eventuell im Wechsel. Ich glaube, hier sind unsere Kreativität und Flexibilität gefragt. Ihr wisst schon, diese Eigenschaften, die wir in der modernen Arbeitswelt eh stärken sollten. Doch wenn wir über Präsenzveranstaltungen reden, dann wünsche ich mir, dass auch diese nicht exakt so sein werden wie vorher. Wir haben es selbst in der Hand.

Failing Forward zum Erfolg

Warum ich das schreibe? Weil ich als Vorsitzende des Fachausschusses Online im Deutschen Journalistenverband gemeinsam mit meinen Kolleg:innen einmal im Jahr den Journalistenkongress „Besser Online“ durchführe und plane. Die letzten zwei Jahre waren wir komplett online. Das hat im ersten Jahr noch ordentlich gehakt, aber im zweiten schon wunderbar funktioniert. Failing Forward eben. So hat uns die Online-Variante zum Beispiel ermöglicht, auch solche Referent:innen dabei zu haben, die zu einer Präsenzveranstaltung vielleicht nicht extra angereist wären und die wir uns inklusive Reisekosten auch gar nicht hätten leisten können.

In diesem Jahr sind Präsenzveranstaltungen – zumindest Stand heute – wieder möglich. Doch wir wollen etwas ändern. Anders machen als vorher. Sonst waren wir immer in großen Städten wie Berlin, Köln, Leipzig und Co. Ein paar Stündchen Brainstorming und die Idee für 2022 war geboren. Wir wollen gern nach Wittenberge. Ah, die Luther-Stadt. Äh, nein, genau die nicht. Die klingt nur so ähnlich.

„Besser Online“ in der Alten Ölmühle

Wir werden „Besser Online“ dieses Jahr im brandenburgische Wittenberge veranstalten. Mit dem Zug gut erreichbar, nicht mal eine Stunde von Berlin entfernt. Ich selbst habe Wittenberge durch eine Freundin kennengelernt, die am „Summer of Pioneers“ teilgenommen hat. Dieses Projekt hat diese kleine Stadt sehr belebt. Einige der Teilnehmenden sind sogar dort geblieben und haben jetzt die Elblandwerker gegründet. Ich selbst habe den Ort vor zwei Jahren anderthalb Wochen besucht und lieben gelernt. Direkt an der Elbe, viel Natur, viel Idylle, nette Menschen und solche, die Visionen haben, den Charme der Stadt dabei aber immer im Auge behalten. Der alte Uhrenturm der Veritaswerke und die renovierte alte Ölmühle als Wahrzeichen haben mich beeindruckt und werden diesen Effekt hoffentlich auch auf viele Menschen im September haben. Langer Rede, kurzer Sinn – „Besser Online“ wird am 17.9.2022 in der „Alten Ölmühle“ stattfinden.

Wertschätzendes Networking

Tatkräftige Vernetzungshilfe und Ideenreichtum durch Katja und Stefan Evertz, die inzwischen in Wittenberge wohnen und dort den Elbespace eingerichtet haben, Christina Quast, Christian Soult und nicht zuletzt Lutz Lange, den Besitzer der Ölmühle, machen es möglich. Mit Blick auf die Elbe werden sich an diesem Termin zahlreiche Medienschaffende aus dem Umkreis und auch ganz Deutschland vernetzten, austauschen, lernen und eine hoffentlich fantastische Zeit haben.

Mit Panels zu Themen, die zum journalistisch oft eher vernachlässigten Hinterland passen. Welche spannenden Projekte gibt es außerhalb der Metropolen welche Erfahrungen können geteilt werden? Aber natürlich wird uns auch der Ukraine-Krieg und die Berichterstattung darüber beschäftigen. Es wird ein Sicherheitstraining für mehr und mehr angefeindeten Journalist:innen geben, um Klimajournalismus gehen und um vieles mehr.

Die Zukunft gemeinsam gestalten

Das Orga-Team steckt gerade intensiv die Köpfe zusammen und plant. Lasst euch überraschen. Wir freuen uns schon jetzt riesig auf den Termin, auf den Ort und das gemeinsame Erlebnis. Auf wertschätzende Begegnungen und wertvolle Erkenntnisse.

Kommt an die Elbe und schwimmt gemeinsam mit uns ordentlich gegen den Strom. Mit Mut und einem Blick über den Tellerrand lassen sich Dinge verändern. Und genau das wollen wir. Als Team, als Medienschaffende und als Menschen, denen die gemeinsame Gestaltung der Zukunft am Herzen liegt.