Was unterscheidet einen Bot eigentlich von einem Menschen? Vermutlich schon sehr bald nicht mehr allzu viel. Aber eines haben die durchaus in vielen Situationen nützlichen Maschinchen nicht: ein Herz. Ja, aber sie lernen ja gerade schon Sentiments zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren!, werden nun einige sagen. Stimmt. Aber sie empfinden dabei nichts wie zum Beispiel Empathie oder auch Glück oder Trauer. Wir können sie nur darauf programmieren und ihnen so mitteilen, was z.B. im Fall des Empfindens von Glück in unserem Körper geschieht. Mehr jedoch nicht. Zumindest bisher nicht.
Und es gibt da noch die andere, für mich fast noch erschreckendere Seite. Nämlich Menschen, denen die Empathie komplett fehlt. Die immer nur bei sich sind, vor allem in den sozialen Medien immer nur schreiben, wie fantastisch sie sind, ohne dabei andere Menschen zu erwähnen. Außer natürlich solche, denen sie in dem Moment imponieren möchten. Auch im echten Leben reden diese Menschen fast ausschließlich über sich, lassen dich kaum zu Wort kommen und reden selbst dann in ihrem Stil weiter, wenn du gerade Dinge erzählt hast, die dich echt bewegen. Nicht selten sind dies im wahren Leben diejenigen, die verzweifelt um Jobs kämpfen und gleichzeitig versuchen, ihr erfolgreiches Image nach außen aufrecht zu erhalten. Eigentlich arme Seelen, wenn sie dabei nicht so viele Menschen um sich herum verletzen würden.
Was ist das, was die Welt gerade so verändert? Dieses Gefühl, dass der Druck ständig steigt, viele bloß mit sich selbst beschäftigt, gestresst und überfordert sind und nicht nach links oder rechts schauen, macht mich betroffen und traurig. Menschlichkeit, was passiert da gerade mit dir? Sind auf diesem Planeten vielleicht neben vielen Tierarten auch menschliche Kernkompetenzen wie Respekt, Vertrauen, Offenherzigkeit und Mitgefühl vom Aussterben bedroht?
Let’s get out of the Hamsterrad
Unsere kleinen Hamsterräder drehen sich schnell. Sehr schnell. Die Lücke zwischen Reiz und Reaktion, von der schon der Neurologe und Psychiater Viktor Frank einst sprach, und die eigentlich so entscheidend ist, ist heute so gut wie verschwunden. Im Hier und Jetzt leben weicht dem Streben nach Erfolg und Reichtum in der Zukunft. Wir können gar nicht mehr wahrnehmen, was die Menschen um uns herum fühlen oder denken. Wie auch? Und entschließen wir uns tatsächlich, aus dem in eine Richtung ratternden Rädchen auszusteigen, so erfordert das eine Menge Mut. Wir wissen genau, dass wir stolpern werden, denn aus einem sich so schnell drehenden Rad plötzlich einen Schritt heraus zu wagen, muss allein rein physikalisch dazu führen, dass wir – zumindest kurz – ins Straucheln geraten. Und das zu wissen und trotzdem den Fuß in den Wind zu halten und laut „Stopp“ zu sagen, dazu gehört eine Menge Mut. Aber fängt das Abenteuer nicht erst an, wenn Pläne scheitern oder Wege etwas holpriger sind als gedacht?
Wagt den Schritt!
Herzen aus Stein gibt es genug. Und auch ich mache zugegebenermaßen in schwierigen Zeiten oft dicht, habe erst kürzlich gespürt, dass ich mich fast schon von meinem Herzen abgewendet hatte. Immer weiter in meinem Rädchen gerannt bin, ohne mich umzuschauen. Aus Angst vor noch mehr Schmerz, um mich abzulenken, als Schutzfunktion. So falsch! Viel zu oft entscheiden wir alles mit dem Verstand, obwohl wir einen so tollen Seismographen namens Herz in uns haben. Er funktioniert bestens und signalisiert auch genau, welche Entscheidung richtig oder falsch ist. Wir müssen nur zuhören. So hatte ich gerade erst eine Situation, in der mein Verstand mir unaufhörlich soufflierte, wie unvernünftig, existenzbedrohend mein Vorhaben sei. Fast ununterbrochen. Und dann war da mein Herz, das erst still und leise anklopfte, aber schließlich so laut schrie, dass ich es nicht mehr überhören konnte. Hinzu kam spannenderweise zeitgleich ein tibetischer Arzt, der zu mir sagte: „Take care of your warm heart. Not physically, but mentally!“ Noch Fragen? Ich bin meinem Herzen gefolgt und habe eine Entscheidung getroffen. Unvernünftig? Vielleicht! Aber hätte ich diese Entscheidung nicht getroffen, hätte ich nicht nur die Achtung vor mir selbst verloren, sondern auch die Verbindung zu meinem Herzen mit einem Messer durchtrennt. Ob sie richtig war? Weiß ich nicht, fühlt sich aber so an.
#kindnessrules
Warum schreibe ich das alles? Weil Maike Kranasterund ich mit der Aktion #kindnessrules etwas verändern möchten. Gemeinsam haben wir vor ein paar Tagen bei einem Kaffee zusammengesessen. Und genau über dieses Thema geredet. Die immer größer werdende Gehetztsein und Egostreben und damit verbundene Kälte. Aus diesem Grund möchten wir nun die Aktion #kindnessrules ins Leben rufen. Und wenn wir es schaffen, allein einem Menschen mehr ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, dann hat es sich schon gelohnt. Was wir nicht im Sinn haben, ist hier als Gutmenschen daherzukommen und zu missionieren. Ersteres sind wir nämlich nicht und das mit der Mission wäre auch keine gute Idee. Nein, wir möchten eure Meinung hören und wissen, ob ihr genauso fühlt wie wir, und Lust habt, die Welt wieder ein klein wenig freundlicher werden zu lassen. Durch ein Lächeln, durch kurzes Innehalten und das Wahrnehmen anderer Menschen, durch Hilfsbereitschaft oder einfach durch Zuhören.
Maike hat bereits einen Artikel zu diesem Thema geschrieben. Ihr findet ihnhier. Ich schließe mich mit diesem Text nun an. Wenn euch die Idee gefällt, teilt gern unsere Artikel und vor allem die Idee. Natürlich würden wir uns sehr freuen, wenn auch ihr einen Text dazu schreibt oder den Hashtag #kindnessrules ein wenig weiter verbreitet. Auch wir werden immer mal wieder etwas zur Aktion posten.
Wabi-Sabi – The perfection lies in the imperfection
Am Ende noch ein kleiner Tipp von mir. Kennt ihr das japanische Prinzip Wabi-Sabi? Es besagt, dass die Vollkommenheit liegt in der Unvollkommenheit liegt. Wir alle streben immer danach, möglichst perfekt zu sein, perfekt auszusehen, perfekte Partner zu finden, perfekte Beziehungen zu führen, perfekte Arbeit zu leisten. Aber vielleicht sind es gerade die kleinen, nicht ganz so perfekten Situationen, Dinge, Macken und Verhaltensweisen, die uns liebenswert und so besonders machen…
Dazu möchte ich euch am Ende dieses Artikels dieses Video über Kintsugi ans Herz legen. In Japan werden Keramik-Brüche oder -Macken in Teeschüsseln mit feinstem Pulvergold „geflickt“. So entstehen einzigartige Kunstwerke.
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