„Wenn wir Mädchen ausbilden, wird das Bruttoinlandsprodukt in Afrika um 8 Prozent steigen. Das ist bewiesen“, sagt Angelique Kidjo, eine der Ehrenpreisträgerinnen des diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreises. Sie erhält die begehrte silberne Kugel unter anderem für ihre Batonga Foundation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Mädchen und Frauen in Afrika zu stärken und auszubilden. Ich darf in diesem Jahr wieder dabei sein, als Teil des Social Media Teams und betreue den Instagram-Account. Zwei Tage lange sitze ich in Diskussionen, schaue mir Panels an, Fotografiere, poste und interviewe eben auch so spannende Persönlichkeiten wir Angelique Kidjo.
Aber eigentlich sind es gar nicht die großen Stars, die mich beeindrucken. Natürlich ist es auch für mich spannend, Richard Gere zwei Fragen zu seinem Engagement für Tibet zu stellen. Allerdings bin ich später etwas, sagen wir irritiert, als er den Preis von Dunja Hayali nach einer beeindruckenden Laudatio entgegennimmt, und das erste, was er mehrfach sagt, ist, dass er extrem wütend ist über den Umgang mit den Tibetern. Wut gilt im Buddhismus als eines der zerstörerischsten Geistesgifte. Sei es drum, sein Einsatz gegen für den Buddhismus imponiert mir trotzdem. Und sein Flirt mit Justizministerin Katarina Barley auf dem blauen Teppich ist fast schon hollywoodreif.
Aber zurück zu den nicht ganz so großen Stars. Da ist zum Beispiel Christian Felber. Der Initiator der Gemeinwohl-Ökonomie fordert einen Nobelpreis für Nachhaltigkeitsexperten und kommt mit einem schwungvollen Radschlag auf die Bühne. „Das Geld ist immer nur das Mittel. Der Zweck ist das gute Leben!“, sagt er und ist dabei wunderbar entspannt. Dann ist da Laura Chaplin, die Enkelin von Charlie Chaplin, die gerade eine Petition an die UNO vorbereitet. Unter dem Titel CharlieSmile sammelt sie Unterschriften, damit Lachen ein Menschenrecht wird. Damit tritt sie direkt in die Fußstapfen ihres berühmten Opas, der derjenige war, der unter anderem sagte: „Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag“.
Oder Dirk Gratzel, der uns im Interview sagt, dass er glaubt, dass Digitalisierung der einzige Weg ist, um einen Teil unserer Probleme zu lösen.“Weil wir in einer digitalen und intelligenten Welt unsere Wachstumskonzepte ausleben können ohne diesen enormen Verbrauch an Ressourcen und Energie. Das heißt, Wachstum im Digitalen bedeutet: Ich brauche weniger Physiologie an der Stelle und sehe ich in der Digitalisierung bei weitem mehr Chance, als wir das momentan wahrnehmen!“ Übrigens hat er sich bezüglich der eigenen Nachhaltigkeit ein hohes Ziel gesetzt. Bis zu seinem Tod will er klimaneutraler leben, um seine CO2-Bilanz bis dahin auszugleichen.
Zwischendurch eine Session zu Female Founders. Gründen Frauen anders? Im Panel sitzen unter anderem Influencerin Louisa Dellert und Janine Steeger. Erstere fordert, Frauen schon in der Schule auch die Perspektive zum Gründen eines eigenen Unternehmens zu zeigen.
„Wir haben eine Generation, um den Planeten zu retten!“
Johan Rockström vom Potsdam Institute for Climate Impact Research sagt: „Our challenge is to recognize that it’s in the coming generation that we will determine whether or not we commit all future generations to either a future that is stable and provides good living conditions […] or we press ON buttons on irreversible changes in the bio system.“ Wir haben also nur eine Generation, um den Planeten zu retten.
Zwischendurch besuche ich eine äußerst leckere Session. Bei Food4Future, einem Pitch für grüne StartUps, die ihre Produkte präsentieren dürfen. Es gibt Proteinriegel mit Insektenpulver, veganes Eis, Algenpulver und mehr. Ich probiere alles!
In einem Panel mit Dr. Eckart von Hirschhausen geht es um die Frage, ob wir mit besserer Kommunikation die Welt retten können. Später dann, sagt er im Interview: „Verzichten ist ein Zugewinn an Lebensqualität“ und stimmt in alter Beatles-Manier „All you need is LESS“ an.
Ein weiterer entscheidender Moment der Veranstaltung: DNP Initiator Stefan Schulze-Hausmann, Dr. Sabine Drees, Dr. Brigitte Mohn und Simone Pflaum drücken gemeinsam den Knopf und aktivieren so den Launch des SDG-Portals für Kommunen. Wo stehen Kommunen bezüglich ihres Beitrags zu den Sustainable Development Goals? Darauf gibt das Portal ab sofort die Antwort.
Poetic Recording
Der gesamte Event ist übrigens nicht nur nachhaltig, sondern auch abwechslungsreich, was die Formate angeht. Mal eine Fishbowl-Session, mal auch ein Science Slam mit Poetic Recording mit Dominique Macri.
Das Highlight ist selbstverständlich die eigentliche Preisverleihung am zweiten Abend. „Globale Partnerschaften“ ist der Name einer neuen Kategorie, die von Schulze-Hausmann und Bundesentwicklungsminister Gerd Müller präsentiert wird. „Hunger muss nicht sein, wir könnten allen Menschen ein Leben in Würde ermöglichen“, sagte Müller bereits zuvor und betont, dass wir lernen müssen, zu teilen. Es sei nicht fair dass wir 80% der Ressourcen nutzen. Den Preis in der neuen Kategorie holt die Fosera Solarsystems GmbH & Co.KgaA gemeinsam mit der VITALITE Zambia Ltd.
Es gibt herrliche Speisen, zubereitet vom bekannten Koch Holger Stromberg, Musik, von Naturally7 und Rea Garvey, der auch einen Ehrenpreis für sein Engagement für sein soziales und ökologisches Engagement. Und hier noch ein paar der Preisträger: Goldeimer Toilettenpapier, das Rathaus Freiburg und die Milchwerke Berchtesgadener Land. Die kompletten Gewinner gibt es auf der Seite des DNP. Auch der Next Economy Award wird verliehen. Der geht in diesem Jahr an die Social-Bee gGmbh, die Numaferm Gmbh und Sirplus UG.
Danke, #DNP11
Und sonst noch? Wie schon im letzten Jahr hatte ich fantastische Gespräche und Begegnungen und bin froh über so viel tolle Menschen, denen das Thema Nachhaltigkeit, aber auch Menschlichkeit nicht egal ist.
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