Ein komplettes Barcamp online? Einen ganzen Tag lang? Geht nicht? Gibt’s nicht. Das dachten sich Rebekka Manos, Arno Karrasch und Holger Gelhausen und haben ihre Veranstaltung zu #LeadershipCircles kurzerhand komplett digital durchgeführt. Und das hat fantastisch geklappt.

Nachdem ich in den vergangenen Wochen bereits einige MeetUps zum Thema mitgemacht habe und davon begeistert war, was in kurzer Zeit im Austausch mit erstmal völlig fremden Menschen entstehen kann, habe ich nicht lange gezögert und mich angemeldet. So dachte ich zumindest. Denn als ich mich am Freitag nach einer kurzen Joggingrunde voller Vorfreude an den Rechner setzte, musste ich feststellen, dass ich gar kein LogIn hatte. Offenbar war irgendwas mit Xing schiefgelaufen. Mist. Aber dank Rebekka konnte ich die Ticketgebühr schnell per PayPal überweisen und war zwei Minuten später dabei. Gelebte Agilität, würde ich sagen 😉

3 Hashtags und Conceptboard

Oha, wieder ein neues Tool. Als hätte ich mich in den letzten Wochen nicht schon in genug eingearbeitet… denke ich. Und erinnere mich an das Credo, dass man jeden Tag etwas Unangenehmes tun soll, um flexibel zu bleiben. Also: Jetzt eben in Conceptboard einarbeiten. Dank der guten Anleitung des Orgateams ist auch das kein Problem. So können wir uns nicht nur wie in einem echten Barcamp mit 3 Hashtags vorstellen, sondern auch in jeder Session gemeinsam in einem Zoom-Raum und einem eigenen Board arbeiten. Klappt super!

Und da isses wieder – online genauso wie offline – das ziemlich fast sofort einsetzende FOMO. Das Fear of Missing Out, weil es so viele spannende Sessions im Angebot gibt. Über 150 Menschen werden sich an diesem Tag in diverseste Workshops und Vorträge aufteilen. Und zack, muss ich schon die erste Entscheidung treffen und wähle „Was hat Agilität mit Resilienz zu tun?“ mit Franziska Wiebel. Sie hat ein paar Folien mitgebracht, doch wir fangen eigentlich direkt an zu diskutieren. Natürlich hängt das Thema Corona über uns und beeinflusst den Verlauf. Ich nehme mir vor, aus jedem Slot zwei Dinge mitzunehmen. Denn mehr kann ich hinterher sowieso wieder nicht behalten. Die Erfahrung, dass ich ganz viel mitschreibe und hinterher weglege, habe ich ausreichend gemacht. Heute versuche ich es anders.

What? So What? Now What?

Ich nehme die Sätze „Agile Work Needs Inner Work“ und „Ein Problem ist ein Ziel, das auf dem Kopf steht!“ mit. 

#leadershipcircles

Schnell einen Kaffee kochen und weiter geht’s. Mit Olha Kotska und „Approaching complexity with simple questions: how does it work?“ Wir landen schnell bei der genialen Liberating Structure „What? So What? Now What? und nähern uns komplexen Themen auf völlig andere Art und Weise. Was mich begeistert, sind das Vertrauen und die Offenheit der Teilnehmer*innen. Wir geben alle etwas von uns preis, von unseren Herausforderungen. Und schauen, wie wir uns gegenseitig unterstützen können. Der Mensch steht hier im Mittelpunkt, nicht nur thematisch, sondern auch fühlbar.

Jetzt wird es nochmal richtig spannend. Denn nun folgt ein Mini-Hackathon zum Thema „Agile Hackathon – quick wins für die agile Führung“ mit Sevda Helpap. Wir beschäftigen uns mit Fragen wie „Wie kann ich die virtuelle Zusammenarbeit im Team stärken und neu denken?“ und „Wie kann ich auf die individuellen Bedürfnisse eingehen und bei der Stressbewältigung helfen?“. Natürlich sind es nur erste Brainstormings, die aber in der Kürze der Zeit erstaunliche Ergebnisse zutage fördern. Und das Beste: Irgendwie sind bei diesem Barcamp alle wertetechnisch so ziemlich auf der gleichen Wellenlänge. Das tut echt gut und macht total Spaß.

Endlich schaffe ich es auch mal in den virtuellen Kaffeepausenraum, plaudere ein paar Minuten über Zoom in unaufgeräumten Arbeitszimmern und über Weihnachtsmannkostüme und eile dann in Richtung der letzten beiden Sessions davon.

Gehört werden im Team

Ich wähle „Gehört werden im Team“, wo wir mit Mentimeter und mit Min Specs, der nächsten Liberting Structure arbeiten. Ich liebe diese Art des Teamworks einfach. Mehr dazu gibt es übrigens hier.

Ein Blick auf die Uhr. Nur noch eine Session. Der Tag ist schon fast um. Ich gönne mir noch „Vertrauen schaffen und Mut für Change in Zeiten der Krise und remote. Wie geht’s?“ mit Patrick Funk, muss aber nebenbei mal kurz ein Brot essen, weil ich sonst vom Schreibtisch kippe.

Zwischendurch lerne ich noch etwas über „The Finite and Infinite Games of Leadership“ von Simon Sinek, spreche über Kaizen und husche mal kurz auf die Webseite des Loovanz-Resilienztrainings.

Hummel ohne Füße?!?

Generell aber zähle ich an diesem Tag zu den Hummeln, nicht zu den Schmetterlingen. Das heißt, ich verweile in den Sessions und schwirre nicht umher, nutze das Gesetz der „virtuellen“ zwei Füße also nicht wirklich. Dazu sind die einzelnen Themen einfach zu fesselnd.

Dann noch eine Feedbackrunde wie bei einem echten Barcamp und ein großer Dank von allen an die Organisatoren. Auch von mir natürlich. Es hat mega Spaß gemacht und war super informativ und inspirierend.

„Wissen und Glück werden mehr, wenn wir sie teilen“, sagt Rebekka und fasst damit die Essenz für mich perfekt zusammen.